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Bedingungsfaktoren fürs Lernen interdisziplinär durchleuchtet Tagung mit Universität Hamburg

Rund 400 Fachleute aus Praxis und Forschung gingen am 11. Juni 2016 in der 25. Fil-Fachtagung an der Universität Hamburg der Frage nach, welche Faktoren das Lernen beeinflussen. Auch wenn grundsätzlich jedes Kind lernen kann, sind doch Voraussetzungen und Bedingungen unterschiedlich. Im Rahmen von Kurzvorträgen informierten sich Interessierte aus Lerntherapie, Schule und Wissenschaft über diese Bedingungsfaktoren.

Der Fachverband für integrative Lerntherapie e.V. (FiL) und die Universität Hamburg hatten zur Fachtagung eingeladen. Fachleute unterschiedlicher Professionen stellten Forschungsergebnisse und Erfahrungen vor, wie Kindern das Lesen-Schreiben-Rechnen-Lernen gelingt, und wie Lerntherapeuten und Lehrkräfte Bedingungen schaffen, die das Lernen begünstigen. Prof. Dr. Gabriele Ricken von der Uni Hamburg eröffnete die Runde mit der These, dass jeder Motivation lernen könne: „Drei Kompetenzen sind wichtig – Finde eine eigene Richtung, kontrolliere Deinen Kurs und bewerte das, was Du getan hast. Dies in Kombination mit sozialer Einbindung und eigener Begeisterung sind wesentliche Kompetenzen, die zu motiviertem Lernen und Lehren führen.“ Dem gegenüber erläuterte Prof. Heinrich Ricking von der Uni Oldenburg in seinem Vortrag die unterschiedlichen Problemkonstellationen, Facetten und Formen, die hinter Schulabsentismus verborgen sind, und wie eng Versagen und „Schul-“ Versäumnis zusammenhängen.

Lerncoach Dr. Antja Tschira, suchte nach guten Gründen, nicht zu lernen. „Daraus ergeben sich ganz bestimmte Interventionsmöglichkeiten im individuellen, wie im sozialen Feld. Die Frage ist, was kann ich tun, die Kinder da abzuholen, wo sie mit gutem Grund hin flüchten“, erläuterte Tschira und konstatierte ferner: „Es gibt kein Lernen ohne Anlass“. Zwei grundlegende Lebensmotive sind hier bestimmend – Autonomie und Zugehörigkeit: „Glaubt das Kind seine Bindung durch z.B. gute schulische Leistung in Gefahr zu bringen, wird es alles dafür tun, die Beziehung zur Bezugsperson nicht zu gefährden“, erklärte sie. Ein seinem erfrischenden Vortrag „Natürliche Differenzierung und sozialer Austausch – Chancen und Irrwege“ beschrieb Prof. Dr. Günter Krauthausen von der Uni Hamburg mit einem Augenzwinkern, wie wenig sich in 40 Jahren beim Allheilmittel Binnendifferenzierung verändert habe. Zudem wies er auf die Gefahr hin, dass Individualisierung nicht zur Abschaffung des sozialen Lernens führen dürfe. Die Vortragsrunde schloss Prof. Günter Thomé mit seinen Betrachtungen zur Orthographie und wie diese erlernt werden kann.

Im Nachmittag hatten die Tagungsteilnehmer die Möglichkeit, in Workshops gezielt Einzelthemen der Gebiete Lernen, Lese-SchreibStörung, Rechenstörung oder pädagogisch-(lern)-therapeutische Kompetenzen auf den Grund zu gehen. Haben Sie konkrete Fragen zur Tagung, wünschen Sie ein persönliches Gespräch zu den Inhalten der Tagung, wenden Sie sich gerne an uns!