Rechenschwäche erkennen und therapieren
Wie entwickeln sich Rechenfertigkeiten?
Mit der Welt der Zahlen kommen Kinder schon in frühester Kindheit in Berührung. Bereits im Säuglingsalter können Kinder zwischen kleinen und großen Mengen unterscheiden. Dort beginnt auch die Entwicklung der weiteren geistigen Werkzeuge, mit denen wir später rechnen und mathematisch denken können. Die Zahlenwelt hat einen hohen Stellenwert für die geistige Entwicklung, und das kommt nicht von ungefähr: Frühe mathematische Vorläuferfertigkeiten spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, schulischen und sogar beruflichen Erfolg im späteren Leben vorherzusagen.
Auf Basis der frühen Fähigkeit zur Wahrnehmung von Mengen und Größen werden mit Beginn der Sprachentwicklung Zahlworte verstanden und mit Sinn gefüllt. So kann zum Beispiel eine wahrgenommene »Zweiheit« (zwei Bälle, zwei Menschen, zwei Töne, zwei Ereignisse) dem Zahlwort »zwei« zugeordnet werden. Damit entwickelt sich die Fähigkeit, Zahlen zu symbolisieren: Zunächst erlernen Kinder das verbale Zahlwortsystem (z. B. »vier«), mit dem gezählt und abgezählt und mit dem Mengen manipuliert und verändert werden können. Aufbauend darauf beginnen Kinder schon im Vorschulalter, arabische Ziffern (z. B. »4«) den bereits erworbenen Zahlwortert zvzuordnen. Diese visuelle Symbolisierung der arabischen Zahlnotation (mit ihrem Stellenwertsystem) wird dann mit Eintritt in die Schule systematisch erlernt. Für die Verarbeitung der sprachlichen (und schriftsprachlichen) und der visuell arabischen Zahlsymbole werden im Gehirn ganz unterschiedliche Regionen zuständig gemacht. Mit dem Erlernen der Übersetzungsregeln zwischen diesen Symbolsystemen festigen sich auch die neuronalen Verbindungen zwischen diesen Hirnregionen.
…