Sommerferien – Ferien vom Lernen?
Kinder mit Lernstörungen nutzen Ferien zum Erholen & Lernen
Zeugnis, endlich Ferien, Schulranzen in die Ecke und sechs lange Wochen einfach nur vergessen! Viele Eltern stellen sich die bange Frage: Ist es wirklich gut, wenn die Kinder in den Ferien, die Schule ganz vergessen, besonders, wenn den Kindern das Lernen schwer fällt wie etwa Kindern mit Lernstörungen wie die Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) oder die Rechenstörung (Dyskalkulie). Sollten da nicht gerade die Ferien genutzt werden, um Rückstände aufzuholen? „Es kommt wie immer auf das WIE an!“ sagt Lilo Gührs, Vorstandsvorsitzende des Fachverbandes für integrative Lerntherapie e.V. (FiL).
„Das Gehirn lernt immer – es kann gar nicht anders“, betont Hirnforscher Manfred Spitzer. Also sind Lernpausen gar nicht möglich. Aber insbesondere für Kinder mit Lernstörungen und deren Familien ist der Schulalltag häufig sehr anstrengend und leider auch oft sehr belastend. Wenn Kinder neben der Schule eine Therapie in Anspruch nehmen, brauchen sie die Ferien als Pause vom Schulalltag – endlich ausschlafen, keine Hausaufgaben, keine Klassenarbeiten, keinen Schulranzen packen, kein Leben nach der Uhr! In den Ferien sollten sie die Möglichkeit erhalten zu zeigen, was in ihnen steckt, was sie besonders gut können. Die Ferien bieten Zeit für Hobbys, für Freunde, Zeit für alles, was ihr oft so angekratztes Selbstwertgefühl stärkt. „Gerade ist die gemeinsame Zeit in der Familie, Zeit für Spiele, Erlebnisse, die allen Spaß machen sind wichtig“, rät Lilo Gührs, „da hierfür während der Schulzeit oft wenig Zeit ist, oder es gerät vor lauter Sorge um die nächste Note ins Hintertreffen.“
Ferienzeit sollte in erster Linie also auch Familienzeit sein. Und wenn der gemeinsame Alltag Spaß macht, ergeben sich auch viele Möglichkeiten Rechnen, Lesen und Schreiben im Alltag ganz „nebenbei“ zu trainieren beim Einkaufen, beim Ferientaschengeld einteilen oder Lesen von Hinweisschildern am Straßenrand.
Pia Gruber, eine erfahrene Lerntherapeutin verrät, wie das Lesen Eltern und Kind Spaß machen kann: „Die Kinder lesen dabei zunächst nur Wörter mit zwei oder drei Buchstaben, alle anderen werden von Mama, Papa, Oma oder Opa gelesen. So fällt der Unterschied im Lesen kaum auf, das Interesse an der Geschichte bleibt erhalten und die Kinder entdeckten, wie viele dieser einfachen Wörter es gibt und wie leicht sie zu lesen sind oder sogar sofort wiedererkannt werden können. Man entwickelt in der Regel ein Gespür dafür, wie schnell die Anzahl der Buchstaben nach und nach erhöht werden kann. Oft fordern es die Kinder selbst ein. Das Wichtigste Indiz dafür ist, dass sich alle am gemeinsamen Lesen freuen können.“
Tipps und Hinweise zum „richtigen Lernen“ in den Ferien geben sicher Lerntherapeuten oder Lehrkräfte. Sie kennen den Lernstand der Kinder am besten und wissen, wie das Lernen in den Ferien gestaltet werden kann. Ferien und Lernen müssen also kein Widerspruch sein, denn wir lernen ja ohnehin immer. Der FiL wünscht allen Kindern und Familien sonnige, erholsame, erlebnisreiche und zum Lernen motivierende Ferien.